Datum: 04. Februar 2008 11:52
Hallo zusammen, ich bin jetzt frisch wieder aus dem hohen Norden zurück
und wollte euch ein paar Eindrücke meiner Reise präsentieren.
Am 9. Januar ging es los in Richtung Polarkreis; geplant war eine
Skiwanderung über den nördlichen Kungsleden von Abisko nach
Nikkaluokta. Ich hatte mir diese Strecke v.a. wegen dem leichten Profil
und der guten Infrastruktur in punkto Hütten ausgesucht, da ich zum
ersten Mal im Januar dort oben war und um die Jahreszeit komplett auf
mich allein gestellt sein würde (die schwedische Wintersaison beginnt
Anfang März). Hinzu kommt noch das wenige Licht und die kurze
Tageslänge.
Nach zweieinhalb Tagen Fahrt war dann der Polarkreis erreicht (hier bei Jokkmokk):
Auf der Fahrt dahin war es für schwedische Verhältnisse sehr mild;
es hat bis Mora am Silijansee geregnet, dann ab Härjedalen allerdings
nur noch Schnee und Temperaturen unter null.
Mein Auto habe ich dann in Kiruna abgestellt und bin mit dem Bus
nach Abisko zum Ausgangspunkt der Tour, da es so leichter sein würde
Hilfe zu bekommen falls die Kiste evtl. bei meiner Rückkehr nicht mehr
anspringen sollte. Kirchturm in Kiruna:
In Abisko dann eine herbe Enttäuschung: Im Gegnsatz zu den 60-70 cm
Schnee in Kiruna lag hier fast nichts. Der milde Dezember hatte fast
allen Schnee weggefressen und neuer war bis dato fast keiner gefallen.
Ich hatte schon wenig Schnee erwartet aber nicht so wenig:
Naja, in der Hoffnung auf mehr Schnee weiter hinten im Gebirge bin
ich dann trotzdem losgegangen und habe die Ski getragen. Am
Abiskojaure, ca. zur Mittagszeit, nach Süden fotografiert:
Wenig später war dann die erste Hütte erreicht. Die Hütten dort
sind um die Jahreszeit geschlossen, aber es gibt einen offenen Notraum
mit Ofen und Hilfetelefon welcher für 100 SKr (ca. 10¤) benutzt werden
darf.
An nächsten Tag ging es weiter rein ins Fjäll, nur leider wurde die
Bedingungen nicht besser sondern schlechter. So gab es nicht mehr
Schnee wie erhofft, sondern riesige Eispanzer aus gefrorenem
Schmelzwasser:
Diese waren oft noch mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt und von
daher extrem tückisch. Da ich völlig auf mich allein gestellt war
erschien mir das Risiko weiterzugehen als zu hoch und ich habe mich
entscheiden wieder nach Abisko zurückzugehen und mir eine
Alternativtour zu überlegen.
An nächsten Tag auf dem Rückweg auf den zugefrorenem Abiskojaure:
Nach etwas Internetrecherche und Nachfragen in der
Touristeninformation in Kiruna bezüglich der Schneesituation fiel meine
Wahl auf das südlichste Teilstück des nördlichen Kungsleden von
Ammarnäs nach Hemavan. Dort sollte viel Schnee liegen udn die
Infrastruktur ist ähnlich gut wie auf der zuvor geplanten Strecke.
Also ab ins Auto und nach Ammarnäs. Häusschen auf einer Insel in
einem zugefrorenen See an der Strasse zwischen Kiruna und Gällivare:
Rentiere auf der Strasse zwischen Jokkmokk und Arvidsjaur (der Schatten
im Bild ist die Antenne des Autos – ich hab einfah die Kamera aus dem
Fahrerfenster gehalten):
Nach Ankunft in Ammarnäs ging es dann los auf den Kungsleden.
Allerdings gab es schon wieder Schwierigkeiten; diesmal nicht aufgrund
fehlendem Schnees sondern aufgrund zuviel. *g* Es war nicht möglich mir
den Ski durch den ungespurten weichen Tiefschnee steilere Anstiege
hochzukommen. Von daher Plan B und ich habe die (zum Glück) ebenfalls
eingepackten Schneeschuhe geschnappt und bin damit los. Die Tour würde
damit zwar um einiges anstrengender werden aber bei allen
Schneeverhältnissen durchführbar sein.
Anstieg von Ammarnäs ins Fjall zur ersten Hütte bei bestem Wetter:
Nahe der Baumgrenze:
Ankunft in der ersten Hütte:
Abenddämmerung, Blick nach Osten:
Am nächsten Tag stand eine recht anstrengende 20 km Etappe bevor,
von daher ging ich recht zeitig los. Aufstieg ins Hochfjäll bei etwa
-22°C:
Weiter oben wurde es zunehmen rauher und windiger. Die Wegmarkierungen waren dick mit Rauhreif bedeckt:
Blick in die Hochebene auf ca. 1100m und hier -25°C:
Am Rand der Hochebene eine kleine Schutzhütte im weissen Gewand:
Auf dem Abstieg ins Tal dann am Hang Fallwinde in Sturmstärke; bei -25°C dann eine recht frische Angelegenheit.
Blick den Hang hoch:
Gegen 2h nachmittags war dann die nächste Hütte erreicht nach
kräftezehrender „Schneeschuhplackerei“ im ungespurten Tiefschnee
unterhalb der Baumgrenze.
Auf der nächsten Etappe habe ich weniger Bilder gemacht, da das Wetter deutlich trüber war. Meistens sah es in etwa so aus:
Die nächste Etappe führte hauptsächlich über den zugefrorenen
Tärnasjön, bei wieder bestem Wetter und Temperaturen zwischen -15 und
-25°C (über / unter der Inversion). Morgentliches „Alpenglühen“ im
Fjäll:
Auf dem See lag teilweise dünner Eisnebel. Dort war es dann auch mit -25°C recht frisch:
Teilweise tolle Stimmungen:
Ankunft in der nächsten Hütte:
...in welcher ich dann auch den nächsten Tag verbracht habe. Grund
heftiger Schneesturm, bei dem ich sogar mit Neoprenmaske zum
Klohäusschen glaufen bin.
Am nächsten Tag war das Wetter allerdings wieder traumhaft:
Sonnenaufgang und Schneetreiben:
Blick zurück – lappländische Weiten:
Später ging es in ein recht enges Hochtal zwischen zwei hohen Bergen (knapp 1700 bzw. 1800m hoch):
Windschutz am Eingang des Tals:
Blick zurück nach Osten durch das Hochtal:
Ankunft in der letzten Hütte vor dem Endpunkt Hemavan:
Am nächsten Tag hat es dann durchgehend geschneit weshalb ich keine
Bilder mehr gemacht habe. Nach Uebernachtung in Hemavan ging es dann
per Bus wieder zurück zum Auto in Ammarnäs und dann in 3 Etappen zurück
nach Deutschland (Ammarnäs-Orsa, Orsa-Göteborg, Göteborg-Stuttgart).
Trotz der „Anlaufschwierigkeiten“ war das wieder ein wundervoller
Skandinavienurlaub im Winter. So früh im Winter ist man dort praktisch
komplett allein unterwegs – ich habe auf der gesamten Tour gerade mal
einen einzigen Schneescooterfahrer getroffen, der einen Track für einen
Hundeschlittengruppe vorbereitet hat. Laut Aussage der Wirtin in der
Jugendherberge in Ammarnäs war ich auch die erste Person in diesem
Winter die diese Route gegangen ist.
Tja, jetzt muss ich mich hier erstmal wieder an die aggressive Sonne
und die frühlingshaften Temperaturen hier gewöhnen. Freue mich schon
auf das nächste Mal, dann aber wahrscheinlich Anfang Februar und
querfeldein mit dem Zelt im Sarek.
Hoffentlich gefällt der Bericht und Grüsse,
Stephan
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.08 12:00.